19. 10. 2014.

Das Bild des Johannes den Evangelisten mit Feder und Buch als tätowiertes Pilgerzeichen in Jerusalem 1856

Das beigefügte Bild dient der Illustration. Ich vermute die Originalvorlage als einfacher und reduziert in der Ausführung. (Branislav Knežević)

 

"Denkblätter aus Jerusalem, 1856, By: Tobler, Titus., S.204-206
Eine merkwürdige Ziererei der Haut bei frauen und noch mehr bei Männern ist die bleibende Färbung und Zeichnung der Haut durch Tätowiren. Namentlich Pilger wollen ein solches unauslöschliches Andenken nach Hause bringen. Doch machen die Griechen eine Ausnahme, indem sie es, laut der Schrift, für Sünde halten. Die Pilgerzeichen trägt man gewöhnlich am Forderarme, manchmal wohl auch auf der Brust. In Jerusalem geben sich mit dem Tätowiren fünfzehn Männer, so Lateiner als Armenier, ab. Die Operazion heißt bei den Arabern Dak 1 (Berggren (1,329) schreibt Dass und Lane (1,´56) duck´ck.) und wurde zu meiner Zeit in einem Hause zwischen der neuen Taferne und dem großen armenischen Kloster verrichtet. Zum Tätowiren bedarf man eines Models, eines Farbstoffes und eines Stechinstrumentes. Der Model ist von Holz wie bei unsern Druckern, aber doppelt, d.h., zu Ersparung von Holz erscheinen auf beiden Seiten zwei verschiedene Model. Es gibt überhaupt eine kleine Auswahl von Bildern oder Zeichen, die man auf die Haut überträgt. Ein Bild z.B. stellte Johannes den Evangelisten mit Feder und Buch dar. Der Farbstoff, in einem bleirenen, kegelförmigen gefäße aufbewahrt, und etwas dicker, als Tinte, so wie von Farbe blau, besteht aus einer Mischung von Schießpulver, Indigo und Essig. Der Araber nennt das Gemische Che.ber oder heber (Tinte). Dieses Pigemnt wird auf den Model gestrichen, dieser auf die Haut gedruckt, und so erhält man den Abdruck. Nun streicht der Operator Farbe in die Nähe der zeichnung, ergreift mi der linken, Haut anspannend, den zu operirenden Theil, und mit der Rechten operirt er, in der er eine feine, lange, mit einer Art Handgriff versehene Doppelnadel hält, um diese, in die Farbe getupft, 1.. tief den gedruckten Linien nach einzustechen 2. (wenn ich mich recht erinnere, heißt dieses Stechen bei den Arabern Stobtim.) Solches geschieht mit vieler Gewandheit. Sehr selten fließt ein wenig Blut nach. Allerdings verursacht die Operation einige, doch keine bedeutende Schmerzen. Der Arm zeigte bei einem Manne eine Gänsehaut. Am meisten Schmerzen erregt es, wenn, nach Vollendung der Stiche, die Farbe kräftig eingerieben wird. Die Operazion nimmt für einen Arm allein einen halben Tag weg, und kostet dann 10 Piaster. ich sah einen Arm einen Tag nach dem Dak (Tätowiren); die Entzündung oder Reizung war höchst geringe, und ich hörte sonst nichts von nachteiligen Folgen."